Mit dem DS3 Crossback auf Italien-Trip: Als nach der Corona-Totalsperre die Grenzbalken zum südlichen Nachbarland endlich wieder geöffnet waren, gab’s kein Zögern und Zaudern mehr: Über rund 2.000 Kilometer trabte der französische Crossover ans italienische Meer und in die Südtiroler Berge.
TEXT: BEATRIX KECKEIS-HILLER
FOTOS: VERONIKA HILLER-ASSO, BEATRIX KECKEIS-HILLER
Vor sechs Jahren versetzte Citroën das Zauber-Kürzel DS in eine neue Dimension. Künftig sollten unter der neu gegründeten Doppelwinkel-Submarke exklusive, beont französische Modelle firmieren. Man kann darüber diskutieren, ob die Genderisierung fortan von „die“ auf „der“ wechseln müsste. Ungeachtet dessen war das erste Modell – ohne Doppelwinkel-Logo, und ausschließlich DS-gebrandet – der DS3. Seither kam der DS7 Crossback, entsprechend der Mode ein SUV, ganz neu hinzu, vor zwei Jahren gefolgt vom DS3 Crossback – ebenfalls trendgemäß, ein Crossover mit City-Ausrichtung. Der durchaus auch Überlandfahr-Talente hat, samt Stil-Zitaten seines bodennäheren Bruders.
Somit ein sehr geeigneter Kandidat für einen Road-Trip durch einige Regionen Italiens: mit knapp unter 4,20 Metern Länge kompakt und wendig genug für winzige mittelalterliche Dorfgassen (und abenteuerlich verwinkelte Parkgaragen), mit 130-PS-Diesel mehr als kräftig genug für flotte Autobahn- und Landstraßen-Etappen, dank etwas verlängerter Federwegen ebenso tüchtig genug, um auf gröberen Schotterstraßen nicht aufstecken zu müssen.
KOMFORT STEHT IM VORDERGRUND
Angesichts der zu erwartenden Hochsommer-Temperaturen war die Modellvariante mit weißem Dach und heller Teiltextil-Interieureinrichtung (diese Mitgift-Variante heißt „Inspiration Rivoli“) sicher die beste Wahl. Die Klimaanlage ist zugfrei einstellbar. Ebenfalls unter Komfort verbuchen kann man, wenn man will, die Koppelung des 1,5-Liter-Selbstzünders an ein achstufiges, stets richtig und unauffällig schaltendes Automatikgetriebe. Die Fahrwerksabstimmung wirkt auch im Sport-Modus eher kommod als grimmig, stoßig oder poltrig wird es selbst auf löchrigstem Asphalt nie. Auf dem großzügig geschnittenen Gestühl in der ersten Reihe – im Testfahrzeug fahrerseitig elektrisch betätigt justierbar – kann man’s gut aushalten. Das Lenkrad ist genau richtig dimensioniert und individuell positionierbar. Nach siebenhundert Kilometern allerdings wirkte die Sitzpolsterung doch ein wenig zu nachgiebig im Lendenwirbelbereich. Die gut gemeinte, doch im ausprobierten Modell kaum spürbare Massagefunktion konnte das nur zum Teil ausgleichen. Lümmeln, den linken Ellbogen an der Türverkleidung aufstützten, das geht nicht, angesichts des durchaus eleganten Zuschnitts der Fronttüren-Innenverkleidung. Darüber hinaus ist die Gürtellinie des Crossovers recht hoch. Die tief an den Zahlsäulen montierten Rückgeld-Kassen der italienischen Autobahnmaut-Stationen sind damit für kleiner gewachsene Menschen wenn überhaupt, dann nur unter Verrenkungen erreichbar. Der Entspannung sehr förderlich hingegen war die fein abgestimmte Audio-Anlage, ein Focal-HiFi-System mit 475 Watt. Die wir selten ausgenützt haben. Nicht notwendig, wenn man zu zweit reist und sich über die Landschaftseindrücke austauschen will. Auch muss man den Motor nicht übertönen, er ist dank guter Geräuschdämmung ohnehin so gut wie unhörbar. Windgeräusche, ja, die gibt’s, doch sie sind nicht lästig durchdringend pfeifend.
ALLES AN BORD, WAS MAN BRAUCHT
Außer einer Menge praktischer und gut erreichbarer Ablagen in den Türfächern, unter dem Armaturenbord und der Mittelkonsole hatte der Reise-DS eine ganze Reihe an Extras an Bord, die man gut brauchen kann. Dazu gehört die Einparkhilfe an der Front. Die unschätzbare Dienste leistet, wenn man per eng dimensioniertem Lastenaufzug in die Kellertiefen einer Art Parkgarage muss und dann, mit nicht überragend eng einlenkenden 18″-Rädern zwischen eng gesetzten Stützsäulen navigieren soll (Fahrzeuge mit mehr als 4,5 Metern müssen draußen bleiben). Zur Mitgift gehörten darüber hinaus eine induktive Handy-Ladestation, ein annäherungssensibler Türöffer und ein Head Up-Display. Das jedoch, auf eine Plastikscheibe projiziert, ein wenig billig wirkt, und nachts den Blick irritieren kann. Zu all dem kommt ein umfassenden elektronisches Sicherheitsprogramm samt Totwinkelwarner. Die – erweiterte – Verkehrzeichenerkennung funktioniert variabel genau. Umso exakter erwies sich das Navigationssystem. Allerdings hat es zuweilen Schwierigkeiten, gesprochene Befehle zu verstehen. Sehr fein ist nachts die Lichtanlage: LED-Leuchten mit Matrix-Funktion und automatischer Leuchtweitenregulierung. Das arbeitet stets richtig und vor allem eigenblendfrei angesichts großflächiger und extrem reflektierend beschichteter Hinweisschilder.
AUSREICHEND GEPÄCKRAUM FÜR ZWEI
Der DS3 Crossback ist ein subkompakter SUV. Daraus folgt, dass er nicht über die Maßen üppig Gepäckraum offeriert, und für eine siebentägige Reise durch unterschiedliche Klimazonen geht sich ein kleines Köfferchen nicht ganz aus. 355 Liter Volumen hat das Ladeabteil in der Basis. Erweiterbar ist das, mittels klappbarer Fondlehnen, auf 1.050 Liter. Das sollte im Prinzip reichen, für zwei Personen. Doch ist es nicht nur in Italien wenig angesagt, Gepäck sichtbar im Auto zu lassen, wenn man etwa zu Fuß eine Besichtigungsrunde drehen will. Doch immerhin: Zwei hochkant gestellte mittelgroße – flexible –Trolleys und ein wenig Kleinzeug gehen sich bei penibler Schlichtung so aus, dass die Rücksitzlehnen komplett aufgestellt und die Kofferraumabdeckung geschlossen bleiben kann. Die Kühltasche, auf dem mittleren Fondsitz angegurtet, sorgte zusätzlich dafür, dass die Sitzlehnen in Position gehalten wurden.
FAZIT
Der kleine Franzose ist ein chices und charmantes, in Italien hoch exklusives Stadtauto (wir haben nur zwei Markenbrüder, DS7 Crossback, gesichtet). Er hat in Ferrara ebenso gute Figur gemacht wie in Monte San Vito und in Meran. Er beherrscht jedoch auch die forciertere Gangart, in der Ebene – am Po –, zwischen den Hügeln – in den Marken, nahe Senigallia – und im Gebirge, unter anderem auf dem Gampenjoch in Südtirol. Die annoncierten fünf Liter Durchschnittsverbrauch sind durchaus machbar, bei gemessener Gangart. Bei Eiligkeit und Abrufen der Leistung können es auch mehr als die 6,5 Liter Diesel sein, die der DS3 Crossback auf rund 2.000 Kilometern durchschnittlich pro hundert Kilometer konsumiert hat.
DS3 Crossback SO CHIC BlueHDi 130 EAT8
Leistung: 130 PS
Antrieb: Vorderradantrieb
Getriebe: 8-Stufen-Automatik
Verbrauch: 5,0 l Diesel (lt. WLTP)/6,5 l im Test
Preis: ab 33.600 €, Testfahrzeug: 43.699,10