Rückspiegel, Fahrspurmarkierungen oder Blinker sind für uns heute ganz normale, alltägliche Dinge bzw. Gegebenheiten. Und: Sie wurden von Frauen erfunden! Seat hat fünf Frauen kurzporträtiert, die die Autoindustrie revolutioniert haben.
Rückspiegel, Fahrspurmarkierungen und Blinker – wer hat’s erfunden? Nein, nicht die Schweiz, sondern fünf Frauen. Fünf Kurzporträts von fantastischen Frauen, Pionierinnen der Autoindustrie.
1867–1954: June McCarroll zieht eine Linie
Wenn es eine Erfinderin gibt, die Kreativität und Entschlossenheit vereint, dann ist das June McCarroll. Die Ärztin wurde eines Tages im Jahr 1917 auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstelle in Kalifornien von einem Lkw von der Straße gedrängt. Sie erkannte, dass eine Trennlinie in der Mitte der Straße diesen Unfall verhindert hätte.
Mit ihrer Idee stieß sie bei den örtlichen Behörden auf taube Ohren, aber davon ließ sich McCarroll nicht stoppen. Sie malte von Hand eine Linie auf einen Straßenabschnitt und lancierte gemeinsam in Zusammenarbeit mit einem Frauenverband eine Kampagne zur Ausweitung dieser Initiative.
Das führte dazu, dass die kalifornischen Behörden die Idee in einem Gesetz verankerten und 5.600 Straßenkilometer mit einer Trennlinie versehen ließen. Heute sind Fahrbahnmarkierungen quasi überall auf der Welt vorgeschrieben.
„Wir haben heute Systeme wie den Spurhalteassistenten, der Fahrern hilft, in ihrer Spur zu bleiben, und sie bei ungewolltem Verlassen der Fahrspur warnt. Eine Kamera hinter dem Rückspiegel erkennt Fahrspurmarkierungen und die Position des Fahrzeugs. Wenn das Fahrzeug von seiner Spur abweicht, löst der Spurhalteassistent eine Warnung aus. Dieses System wird automatisch ab einer Geschwindigkeit von 65km/h aktiviert“, erklärt Lluïsa Tomás, Ingenieurin in der Fahrwerksabteilung von Seat. – Ohne Fahrbahnmarkierungen gäbe es diesen Assistenten heute gar nicht.
1886–1938: Florence Lawrence, der erste Filmstar
Ein Grabstein auf dem Hollywood Forever Cemetery trägt die Inschrift „The First Movie Star“. Es ist der Grabstein von Florence Lawrence, einer der berühmtesten Schauspielerinnen zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Sie spielte in fast 300 Filmen mit. Lawrence hatte neben der Schauspielerei noch andere Leidenschaften – ihre größte war das Autofahren.
Als echter Autofan sammelte sie die unterschiedlichsten Modelle und fuhr sie nicht nur, sondern reparierte und verbesserte sie auch. Dank ihrer Kreativität entwickelte sie ein schwenkbares Schild, das vor dem Abbiegen die Richtung anzeigte, sowie ein STOPP-Zeichen, das angezeigt wurde, wenn der Fahrer die Bremse betätigte. Diese beiden Erfindungen waren die Vorläufer der heutigen Blinker und Bremslichter. Auch wenn sie diese Systeme nie patentieren ließ, hatte sie damit entscheidenden Einfluss auf die Zukunft der Automobilindustrie.
„Diese Anzeigesysteme sind unentbehrliche Sicherheitsfunktionen, die unzählige Unfälle – insbesondere Auffahrunfälle – verhindern. Heute haben wir LED-Leuchten, bei denen – etwa im Falle der Blinker – mittels Dynamik die Sichtbarkeit erhöht werden kann. Abgesehen davon, dass sie ein grundlegender Bestandteil des Fahrzeugdesigns sind, haben LED-Leuchten den Vorteil, dass sie länger halten und weniger Strom verbrauchen als konventionelle Leuchten“, erklärt Maite Paris, die bei SEAT für die Entwicklung der Frontbeleuchtung verantwortlich ist.
1866–1953: Mary Anderson, eine Schlechtwetter-Erfinderin
Die Rancherin und Winzerin Mary Anderson aus Alabama war an einem frostigen Wintertag des Jahres 1902 mit ihrer Tochter zu Besuch in New York City. Während einer Taxifahrt bei starkem Regen bemerkte sie, dass der Fahrer immer wieder anhalten musste, um Eis und Schmutz von den Fensterscheiben zu entfernen. Das brachte sie auf die Idee eines Scheibenwischers.
Zurück in Alabama entwickelte sie mit einem Designer eine von Hand aus dem Wageninneren betätigte Vorrichtung. Sie ließ ihre Erfindung patentieren, fand jedoch keinen Käufer dafür. Erst nach Ablauf des Patents wurden Scheibenwischer serienmäßig in die meisten Fahrzeuge eingebaut.
„Sicherheitssysteme verhindern bis heute bei schlechter Witterung unzählige Unfälle, in Zukunft wird der Funktionsumfang sogar noch deutlich wachsen: Mithilfe von Apps und neuen Mobilitätsdiensten können wir in vernetzten Fahrzeugen Routen planen und diese in Echtzeit an äußere Faktoren wie die Witterungsbedingungen anpassen. So lassen sich Ausweichrouten planen und empfehlen, mit der man am besten sein Ziel erreicht“, erklärt Leyre Olavarría, die bei Seat für Infotainment und vernetzte Fahrzeuge zuständig ist.
1882–1922: Dorothy Levitt, die schnellste Frau der Welt
Journalistin, Autorin, Frauenaktivistin und Rennfahrerin in allen erdenklichen Gefährten zu Land und zu Wasser: Die Britin Dorothy Levitt hat mit einer Reihe von Geschwindigkeitsrekorden Geschichte geschrieben, darunter einen Geschwindigkeitsrekord aus dem Jahr 1905: Sagenhafte 146km/h fuhr sie damals in ihrem Roadster. Mit ihren Fahrkünsten machte sie Karriere in der Automobilwelt. Außerdem soll sie Queen Alexandra das Fahren beigebracht haben. In ihrem Buch „The Woman and the Car“ aus dem Jahr 1909 gibt sie Fahrerinnen unter anderem den Tipp, gelegentlich einen Handspiegel hochzuhalten, um zu sehen, was hinter ihnen passiert. Damit nahm Levitt eine für die Fahrsicherheit wesentliche Innovation vorweg: den Rückspiegel, den die Automobilhersteller Jahre später als Standardausstattung für alle Fahrzeuge übernahmen.
„Fahrerassistenzsysteme, die dem Fahrer einen Rundumblick verschaffen, sind damals wie heute essenziell. Dazu gehört neben dem Rückspiegel etwa die Rückfahrkamera für einfaches Einparken oder das System zur Erfassung des toten Winkels im Außenspiegel. Der Rückspiegel, den Dorothy Levitt erdachte, um den Verkehr hinter dem Fahrzeug besser sehen zu können, enthält inzwischen zusätzliche Funktionen wie Sensoren und Kameras oder zeigt dem Fahrer Informationen an. Mit neuen technischen Lösungen, die kurz vor der Marktreife stehen, werden wir den Funktionsumfang bei unseren neuen Modellen noch weiter ausbauen. Innovation lässt sich eben nicht aufhalten“, sagt Teresa Salinas, die bei SEAT für Dachkonsolen und Innenspiegel verantwortlich ist.
Heute: Elvira Beloso, die Frau, die die Vergangenheit von Seat gerettet hat
Ihr Name taucht weder in Zeitungen noch Zeitschriften auf, sie hat allerdings entscheidend dazu beigetragen, das Erbe von Seat zu bewahren: Elvira Beloso, langjährige Leiterin des Pressepools, begann irgendwann, Stück für Stück handverlesene Modelle zu sammeln, die ihrer Ansicht nach von Bedeutung für die Geschichte des Unternehmens waren.
Dazu gehören zahlreiche erste und letzte Fahrzeuge einer Baureihe, Sondermodelle und Fahrzeuge, mit denen Amtsträger chauffiert wurden oder die an besondere Ereignisse erinnern. Elvira Beloso stellte diese Fahrzeuge in abgeschiedenen Ecken des Werkes in der Zona Franca in Barcelona unter, in der Hoffnung, dass deren historischer Wert eines Tages erkannt würde. Dieser Tag ist nun gekommen: Seat verfügt heute dank Elvira Belosos Entschlossenheit über eine Sammlung von 317 historisch bedeutsamen Fahrzeugen im Originalzustand.