… und Sam hat doch recht.
Text:Anneliese Müller
Bild: Manfred Seidl
Als ich vor einigen Jahren bei einem Gespräch mit Nachbar Sam (heißt wirklich so, Direktimport aus Irland) erfahren habe, dass sein „Traumauto“ ein Nissan Qashqai ist, war ich etwas ratlos. Eines dieser Autos, die mir bis dahin noch nicht so großartig ins Auge gesprungen wären, dass sie dabei unüberwindlich scheinende Begehrlichkeiten ausgelöst hätten …
Vorige Woche dann die Gelegenheit, im Rahmen einer Dienstfahrt in den Westen des Bundesgebietes, meine SUV-Vorurteile gegen eben diesen „noch-nicht-ins-Auge-Springers“ auszuräumen.
Erste Überraschung schon beim Abholen des Unaussprechbaren: wirklich interessante, knackige Form mit coolen Kanten und Ecken, deutlich unpummeliger als so mancher Crossover-Mitbewerber aus neighbouring Germany. Wirklich gut gelungen, das Facelift !
Nach dem Einsteigen (ja, geht dank der SUV-Höhe auch in etwas fortgeschrittenem Alter sehr gut) die nächsten positiven Überraschungen:
Jö, ein Schalthebel! So richtig mit umrührbaren Gängen drunter – Outing als „Nicht-Automatik-Fan“ somit vollbracht :-).
Ich lasse mich in den Teilleder-Sitz fallen … sehr gut: griffig für den Popsch und mit Seitenhalt noch dazu (gibt’s eigentlich was Nervigeres als diese Glattleder-Seitenrutsch-Sitze, bei denen Frau bei jeder schärferen Linkskurve befürchten muss, am Schoss der Beifahrerin zu landen ???), Lenkrad mit guter Haptik, daneben ein Touchscreen mit ziemlich vielen kleinen Tasten rundherum.
Was auf den ersten Blick vielleicht etwas unaufgeräumt wirkt, ergibt auf den zweiten Blick freudigen Sinn: Jedes Knopferl hat genau eine Funktion, das heißt Fahrerinnen wie ich mit ausgeprägter „Im-Menü-Herumwühl-Aversion“ finden sich sofort, ohne jegliche Einarbeitungsverzögerung, problemlosest zurecht.
Navi, Radio, … alles in Sekundenschnelle eingestellt – ABFAHRT.
Direkte, leichtgängige Lenkung, Fahrwerk deutlich straffer als erwartet, exakte Schaltung – das Auto liegt satt auf der Straße und erfreut die Fahrerin mit guten Beschleunigungswerten und – wie sich bald herausstellen wird – sehr ökonomischem Trinkverhalten.
Dass der 1.5 Liter Dieselmotor nur über nicht gerade megaüppige 110 PS verfügt, kann ich kaum glauben, hatte ich doch schon Autos mit 50 % mehr Leistung und nicht einmal der Hälfte an fahrerischer Agilität in Gebrauch.
Daheim wird die fertiggepackte Reisetasche in den geräumigen Kofferraum (430 l) gepackt, die Skischuhe (sicherheitshalber, es soll ja im Raum Sölden einige Berge mit Schnee und Skiliften oben drauf geben …) finden in einem der Bodenfächer des Kofferraums Platz. Bei komplett umgelegter Rückbank ergibt sich ein Ladevolumen von 1.585 l mit flachem Boden, bei mir wird nur 1/3 der Rücksitzbank umgelegt, die Ski werden verstaut – und schon geht es ab in Richtung Westen.
Die absolut ausreichende Motorisierung bestätigt sich schon auf den Steigungen der Wiener Außenringautobahn – bei der Rückfahrt werde ich mich dann in flotten Downhill-Kurven über das gut abgestimmte Fahrwerk freuen.
Schnellere Passagen auf deutschen Autobahnen bringen den Qashqai ebenso wenig in Verlegenheit (Vmax ca. 180 km/h) wie die Bergstraßen am Zielort, die Mautstraße zum Rettenbachgletscher wird mitsamt ihren Spitzkehren flott und unkompliziert absolviert – immer ist ausreichend Leistung vorhanden.
Durch das als Sonderausstattung erhältliche Glasdach lässt sich die umgebende Bergwelt auch ohne Verrenkungen bewundern, den optimalen Ausblick nach oben kann man aber vor allem von der zweiten Sitzreihe aus genießen. Dass der Innenraum durch die großzügige Verglasung noch größer, freundlicher und offener wirkt, versteht sich von selbst, die Teilleder-Ausstattung trägt das ihrige zum positivem Gesamteindruck bei.
Fazit: siehe erster Satz. Flotter, gut aussehender Crossover, absolut familientauglich – ein Vernunftauto, dass auch das Herz erfreut.